Interview mit William Rutten: Vom Konzert zum Porträt

Wer ist William Rutten?

Die ersten Schritte in die Fotografie machte William Rutten (1970) bereits als 12-jähriger, bei Aufnahmen von einem Konzert mit Doe Maar. Danach, so erzählt er, schmuggelte er bei jedem Konzertbesuch eine Kamera ein. Im Alter von 17 Jahren erhielt er seinen ersten bezahlten Auftrag: die Gestaltung eines Covers für eine Platte der niederländischen Musik-Band Het Goede Doel. Danach wechselte er zur Porträtfotografie, da sich Porträts weitaus besser verkaufen ließen. Er avancierte schließlich zum festen Fotografen der Musiksendung ""Countdown"" des niederländischen Privatsenders Veronica. Seine Porträts großer Künstler, die gerne zu Countdown kamen, gingen um die ganze Welt; sie sind unter anderem in dem legendären US-amerikanischen Musikmagazin ""Rolling Stone"" zu sehen. ""Und das Ganze ohne Fotografie-Ausbildung. Zu jener Zeit, als ich mit dem Fotografieren anfing, gab es auch noch kein YouTube mit Schulungsvideos. Ich habe mir alles selbst erarbeitet."" Im Jahr 2018 veröffentlichte er das Buch PicStory, dass seine besten Porträt-Fotos und die dazugehörigen Stories enthält.

William Rutten zählt seit langem zu den bekanntesten Fotografen der Niederlande. Und dies nicht nur wegen seiner ausdrucksstarken Fotos, sondern auch durch seine Auftritte als Jurymitglied in ""Het Perfecte Plaatje"" (Das perfekte Bild) des niederländischen Senders RTL 4 und als Kommentator der News-Sendung RTL Boulevard. Durch seinen regelmäßigen Kontakt mit prominenten Niederländern ist er mittlerweile ein echter Insider des niederländischen Showbiz. Aber vor allem ist er ein handwerklich tätiger Self-Made-Fotograf mit einer oft unerwiderten Vorliebe für Schwarz-Weiß-Fotografie.

Seine Karriere begann bereits in jungen Jahren mit der Konzert-Fotografie, jedoch merkte er bald, dass dies nur ein recht magerer Broterwerb war. Jedoch erwies sich diese Art des Karriere-Einstiegs als sehr wichtig für seine neue Laufbahn als Porträt-Fotograf: die Konzerte ermöglichten ihm immerhin direkten Zugang zu den auftretenden Stars. Die Kontaktaufnahme gestaltete sich früher auch sehr viel einfacher als heutzutage. Jedenfalls erwiesen sich diese Kontakte mit bekannten Künstlern als wahre Goldgrube. Fotos von großen Pop-Idolen, die vor einem neutralen Hintergrund entstanden, fanden weltweit reißenden Absatz.

Drei Minuten

Die besten Porträt-Fotos erstellt William Rutten nach eigenen Angaben innerhalb von drei Minuten; eine Fähigkeit, die er ohne Zweifel seiner Vergangenheit als Pop-Fotograf verdankt. Für Popstars war ein Foto oft nicht mehr als ein Zwischenstopp zwischen Garderobe und Bühne. ""Nach drei Minuten fängt es für die Porträtierten an, wie Arbeit auszusehen und dann bekommt man auch die Ausstrahlung auf ihren Gesichtern"", erläutert William. ""Ich arbeite natürlich fast ausschließlich mit Menschen, die fast täglich fotografiert werden; für sie ist es folglich normale Arbeit. Mir selbst fällt die Aufgabe zu, dass sie es nicht als solche empfinden und dass ich dem Foto auch nicht einen solchen Anschein gebe.""

Vor allem möchte William seinen Modellen nicht die Idee vermitteln, dass sie irgendwelchen Zwängen unterlägen. ""Ich sorge dafür, dass sie sich entspannt und wohl fühlen. Ein gutes Porträt-Foto ist für mich ein Foto, das eine Geschichte erzählt. Oder ein Foto, das den Betrachter zum Lesen der Geschichte anregt, die das Foto illustriert. Vor allem müssen die Augen sprechen. In ihnen siehst du die Seele der fotografierten Person."" An die Anfänger unter den Porträt-Fotografen lautet sein Tipp dann auch folgendermaßen: ""Fokussieren Sie sich immer auf die Augen oder auf das Auge, das dem Betrachter am nächsten ist. Die Augen sind der wichtigste Bereich in Ihrem Porträt. Wenn diese unscharf fotografiert sind, ist das Porträt missglückt.""

Schwarz-Weiß

Wenn Auftraggeber William mit einem Porträt-Auftrag betrauen und ihm dabei alle Freiheiten lassen, erhalten sie von ihm stets Schwarz-Weiß-Aufnahmen geliefert. ""Ich bin von Schwarz-Weiß-Fotos fasziniert. Von meinen Auftraggebern aus dem Magazin-Bereich will sie leider niemand mehr haben. Es gibt sogar welche, die in ihrem Auftrag explizit vermerken: KEIN SCHWARZ-WEIß"", merkt William lachend an. ""Um sie zu ärgern, füge ich ein Paar Schwarz-Weiß-Versionen hinzu, um ihnen zu zeigen, wie falsch sie liegen.""

""Schwarz-Weiß-Aufnahmen sind so prachtvoll und ausdrucksstark! Mein Stil ist hart und kontrastreich, vielleicht auch sehr konfrontativ und ehrlich. Es ist schon komisch, dass ich selbst noch nie besonders viel von meinem eigenen Stil gesehen habe, aber dass andere das tun. Ich erhalte häufig Anfragen, ob ich von jemandem ein Schwarz-Weiß-Porträt in meinem Stil anfertigen kann. Offenbar habe ich also doch einen eigenen Stil."" William ist zudem davon überzeugt, dass potenzielle Auftraggeber, unabhängig von seinem Stil, sich auch wegen seines Umgangs mit Kunden an ihn wenden.

Er arbeitet nach wie vor nach dem Motto: ""Der Kunde ist König"". ""Ich möchte, dass meine Kunden 100%-ig zufrieden sind. Mit weniger gebe ich mich meinerseits nicht zufrieden. Fotografen sollten meiner Meinung nach damit aufhören, sich selbst als eine Art Künstler zu verstehen. Fotograf ist ein Dienstleistungsberuf. Stellen Sie sich niemals über den Kunden, machen Sie sich selbst nicht wichtiger, als Sie es sind, würde ich sagen.""

Obama

Obwohl er bereits viele bedeutende Namen vor seiner Linse hatte, gibt es selbst für William noch so etwas wie einen Traum. Er würde liebend gerne den ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten, Barack Obama, fotografieren. ""Ich glaube, er ist ein wunderbarer Mensch und er hat so ein markantes Gesicht! Ein Kollege, der ihn bereits einmal getroffen und fotografiert hat, erzählte mir, er habe die Gabe, dich innerhalb kürzester Zeit mit seinem Charme einzuwickeln. Das Shooting mit Obama war ein Erlebnis, das er niemals vergessen wird.""

William verwendet für seine Shootings bevorzugt natürliches Licht. In seinem Studio gibt es einige Bereiche mit gutem Lichteinfall, die er nur dann, wenn er es für erforderlich hält, mit einem Foto-Reflektor beeinflusst. Im Studio befindet sich außerdem ein Profoto-System. ""Was die Lichtgestaltung betrifft, so bieten sie derzeit das beste Equipment an. Sie sind innovativ und hören auf die Wünsche der Fotografen. Sie haben keine Konkurrenz. Wo auch immer ich hinkomme, es steht überall.""

Die Ausrüstung von William Rutten

Hier sehen Sie einige Fotos von William Rutten