Chris Schmid über die großen Katzen von Afrika

Wir fragten Sony-Botschafter Chris Schmid nach einigen Wildlife-Fotografie-Tipps. Er nahm sich unserer Bitte mit Begeisterung an.

Chris: "Es mag wie eine Selbstverständlichkeit erscheinen, aber ich denke, der wichtigste Aspekt bei der Naturfotografie besteht darin, dass Sie diese mit Leidenschaft ausüben. Ich liebe es, die großen Katzen Afrikas zu fotografieren. Sie beeindrucken mit einem faszinierenden Verhalten, sind sehr fotogen und es ist atemberaubend schön, sie in ihrem natürlichen Lebensraum aufs Bild zu bannen. Hier sind einige wichtige Tipps für all jene, die prachtvolle Fotos von Wildtieren aufnehmen möchten."

Wer ist Chris Schmid | Interview | Ausrüstung | Beispielfotos



Wer ist Chris Schmid?

Chris Schmid ist Sony-Botschafter und preisgekrönter Wildlife-Fotograf, der sich für die bildhafte Dokumentation der natürlichen Schönheit des Planeten einsetzt. Mit seinen Fotografien möchte er das Publikum einladen, die Welt zu entdecken und dies mit offenen Augen und unendlicher Begeisterung zu tun. Hierbei ist es für ihn wichtig, die Fragilität der Natur erkennen zu lassen.

Er ist der Ansicht, dass man die Schönheiten und Geheimnisse der Natur bewundern sollte, ohne sie zu beschädigen. Er arbeitet für National Geographic, BBC und GEO und unterstützt die Initiativen WildAid und Remembering Elephants, Remembering Great Apes and Remembering Lions, the Born Free Foundation.

"Fotos sind ein starkes Ausdrucksmittel. Mit einem Foto können Sie Emotionen einfangen oder auch Gefühle vermitteln."


Informieren Sie sich über Ihr Motiv

Um beeindruckende, hochwertige Fotos aufzunehmen, ist es wichtig, dass Sie Ihr Motiv kennen. Ich habe unzählige Stunden auf die Erforschung des Verhaltens von Wildkatzen verwandt. Häufig versuche ich, nur einem oder zwei Tieren zu folgen, um ihr Verhalten kennenzulernen.

Beispielsweise folgte ich einmal für einige Tage einem Leoparden, der sein linkes Auge verloren hatte. Während wir ihn beobachteten, bemerkten wir, dass er aufgrund seiner schlechten Sicht nicht mehr in der Lage war, zu jagen. Um zu überleben, bediente er sich an den Kadavern von Tieren, die zuvor von anderen Leoparden getötet wurden. Falls Sie einmal Gelegenheit haben, einem oder zwei Tieren zu folgen, werden Sie die Akteure Ihrer Bilder besser begreifen und in die Lage versetzt, die Geschichte hinter dem Foto authentisch zu vermitteln.

Seien Sie geduldig und entschlussfreudig.

Jeder Tag ist anders und es kann alles Mögliche geschehen. Ich verlasse das Camp stets früh am Morgen, bevor die Sonne aufgeht, und mache mich dann auf die Suche nach den Spuren der Tiere, denen wir folgen. Manchmal gibt es keine und dann muss man genau hinhören, beobachten und nach anderen Anhaltspunkten suchen. Manchmal hört man, wie sich Paviane gegenseitig rufen oder man findet einen ungewöhnlich stillen, leeren Platz. Beides sind Anzeichen dafür, dass sich ein Raubtier in der Nähe befindet. Das Geschehen setzt sich aus einem Mix verschiedener Faktoren zusammen: den Spuren, was man sieht, was man hört und was man riecht. Sie müssen auf alles achten.

Mittlerweile gebe ich zu diesem Thema auch Vorträge, bei denen sich stets zahlreiche Zuhörer einfinden. Hundert, zweihundert? Ich habe kein Problem damit, vor vielen Zuhörern zu sprechen. Ich mache das sogar sehr gerne. Und etwas Übung ist dabei sehr hilfreich. Es ist sehr wichtig, um über die Bildgestaltung zu sprechen."

Das beste Licht hat man immer früh am Morgen, während der goldenen Stunde, und mit dem harten Licht in Afrika muss man bereits in den ersten, frühen Stunden des Tages fotografieren. Falls Sie morgens aufbrechen und weder Spuren noch Hinweise finden, müssen Sie eine Entscheidung treffen. Sie können anhalten und versuchen, das prachtvolle Licht zu nutzen, um Elefanten zu fotografieren oder die Tour fortsetzen und riskieren, dass Sie dabei das beste Licht verlieren. Das ist eine wichtige, aber schwierige Entscheidung.


Sie sollten sich zudem im Klaren sein, was Sie fotografieren möchten, bevor Sie die Kamera in die Hand nehmen

Beim Fotografieren verwende ich häufig den Modus für die komplett manuelle Belichtung. Es ist wichtig, zu wissen, was Sie auf das Bild bringen möchten, bevor Sie Ihren Blick auf den Sucher richten. Auf diese Weise verringern Sie die Anzahl unbrauchbarer Fotos, da Sie bereits vorab genau wissen, was Sie fotografieren möchten und somit nicht gedankenlos den Auslöser betätigen.

Ich nutze den elektronischen Sucher meiner Sony α9- und α7R III-Kameras, um das gewünschte Foto mit der Kamera selbst zu gestalten und dem gewünschten Endergebnis so nahe wie möglich zu kommen. Ich achte dabei hauptsächlich auf die Bereiche, die belichtet werden, denn ich weiß, dass ich die Belichtung reduzieren kann, um den Himmel vorteilhaft in Szene zu setzen und die Schatten beim Bearbeiten des RAW-Bildes zu verstärken. Beide Alpha-Kameras sind mit Sensoren ausgestattet, die den hierfür angemessenen Dynamikumfang aufweisen.

Objektive und Motive auswählen

Ich habe eine recht gute Ausrüstung: Ich verwende eine Sony α9 und zwei Sony α7R III-Kameras. Die α9 verwende ich mit einem Batteriegriff; dieser hält die Kamera im Gleichgewicht und hilft mir auch, sie festzuhalten, da ich sie öfter mit dem  400mm f/2.8G Master-Objektiv und manchmal mit einem 1.4x Telekonverter nutze. Somit kann ich von meinen Motiven hochwertige und authentische Porträts anfertigen. Einer der wichtigsten Faktoren bei der Erstellung guter Bilder besteht darin, dass sich das Motiv weder gestört noch beeinträchtigt fühlt. Aus diesem Grund ist der "Geräuschlose-Aufnahme-Modus" meiner Alpha-Kameras auch so außerordentlich nützlich.


Mein weiterer Ratschlag in Bezug auf Objektive lautet dahingehend, dass weniger oft mehr ist. Viele Fotografen besitzen ganze Taschen voll mit Objektiven, wodurch es schwieriger wird, dasjenige Objektiv auszuwählen, das sich in der jeweiligen Situation am besten eignet. Ich habe das 70-200mm f/2.8 G Master-Objektiv, das sich für breitere Aufnahmen eignet und das 400mm f/2.8, das ich für Telefotos verwende. Für meine andere Kamera verwende ich das 24-105mm-Objektiv. Ich fotografiere auch nahezu immer direkt aus der Hand, sodass ich ausreichend Bewegungsfreiheit habe. In der sengenden Hitze verzichtet man gerne darauf, unnötig viele Objektive und Ausrüstungsgegenstände mit sich herumzutragen.

Komposition

Eines der ersten Dinge, die ich tue, besteht darin, eine niedrige Position einzunehmen, sodass ich auf Augenhöhe oder niedriger als die Raubkatze sitze. Diese Position bietet eine interessante Perspektive, um die Geschichte des Tieres zu erzählen. Hinsichtlich der Komposition ziehe ich es vor, die klassischen fotografischen Gestaltungsregeln zu befolgen. Ich verwende den elektronischen Sucher, der es mir ermöglicht, mit den Rasterlinien die Zwei-Drittel-Regel zu befolgen und suche nach geeigneten diagonalen Führungslinien, um die Aufmerksamkeit des Betrachters auf das jeweilige Motiv zu lenken. Ich finde es auch wichtig, einem Foto Tiefe zu verleihen und dies mittels einem Vordergrund, dem jeweiligen Motiv und dem Hintergrund. Auf diese Weise wird das Motiv in den Kontext der Umgebung gestellt und das Tier steht zentral im Foto.

Falls Sie es jedoch befürworten, von den Kompositionsregeln abzuweichen, sollten Sie auf Ihr Gefühl vertrauen und das Foto entsprechend Ihrer kreativen Idee aufnehmen. Das Geschehen kann sich derart schnell verändern, dass sich möglicherweise keine zweite Gelegenheit für die von Ihnen beabsichtigte Aufnahme ergibt.

Ausrüstung

Für seine Aufnahmen verwendet Chris Schmid Sony-Ausrüstung. Er arbeitet mit einer Sony α9, zwei α7R Mark III body's und einer breiten Auswahl an Objektiven, darunter das Sony FE 70-200mm f/2.8 GM, 400mm f/2.8 GM100-400mm GM und einem 1.4x Telekonverter.

Sony A9 + Battery grip

Sony A9 + Batteriegriff
  • 24,2 Megapixel
  • 20 fps Burst
  • 4K Video
Hier ansehen

Sony FE 400mm f/2.8

Sony FE 400 mm f/2.8
  • Schnelle AF-Motoren
  • Optische Bildstabilisierung
  • Nur 2,895kg Gewicht
Hier ansehen

Sony FE 70-200mm f/2.8

Sony FE 70-200 mm f/2.8
  • Konstante Blende
  • Optische Bildstabilisierung
  • 2 Fokusgruppen
Hier ansehen

Beispielfotos

Im Folgenden sehen Sie weitere Arbeiten von Chris Schmid.


Übersichtsseite