Jeroen Stel

Naturfotograf Jeroen Stel über eines seiner außergewöhnlichsten Fotos

Bei Kamera Express findest du natürlich die neueste und beste Ausrüstung, aber während der Frühjahrskampagne Your Story, Our Mission stehen die Bilder und Geschichten unserer Bildmacher im Mittelpunkt. Deshalb erzählt dir Kamera Express in diesem Interview mehr über die ungewöhnlichen Fotos des Naturfotografen Jeroen Stel.

Der Naturfotograf Jeroen Stel (1974) versteht sich in erster Linie als technischer Fotograf, der durch gründliche Recherche und Installationen außergewöhnliche Fotos mit Tieren in der Hauptrolle schafft. Besonders bekannt ist er für seine Fotos von Eisvögeln in der niederländischen Natur, die er dank seiner Erfahrung und Technik in wunderschönen Kompositionen festhält. Bei dem untenstehenden Foto war das ganz anders.

Foto Jeroen Stel

© Jeroen Stel

Jeroen: „Bei einer Fahrt durch die Veluwe sah ich ein angefahrenes Wildschwein am Straßenrand liegen. Das hat mich berührt, ein so schönes Tier, das durch eine Kollision mit einem Auto sein Ende fand. Nachforschungen ergaben, dass in den Niederlanden jedes Jahr etwa vier- bis fünfhundert Wildschweine angefahren werden. Besonders an bestimmten Orten und zu bestimmten Jahreszeiten ist das Risiko einer Kollision hoch, vor allem wenn die Fahrer ihr Fahrverhalten nicht anpassen. Dort und in diesem Moment beschloss ich, es aufzunehmen, nicht nur als attraktives Bild, sondern auch als Spiegel für die Autofahrer.”

„Nach der Idee beginnt die Vorbereitung. Hier liegt für mich der Kern des Ganzen: das Foto, das ich im Kopf hatte.” „Eine echte Herausforderung war die manuelle Fokussierung – selbst mein lichtstarkes Objektiv und meine Kamera waren der Veluwe bei Nacht nicht gewachsen, die ohne Lichtverschmutzung stockdunkel ist. Da ich nur fokussieren konnte, wenn sich Autos näherten, musste ich schnell reagieren, wenn gleichzeitig ein Wildschwein die Straße überquerte. Ich habe viele Hunderte von Fotos, die von der Komposition her schön sind, aber leider unscharf. Mehrmals in der Nacht überquerten die Wildschweine die Straße und ich versuchte in Kombination mit der Arbeit, die auch der Teil ist, den ich gerne mache, das perfekte Bild aufzunehmen. Ich mag die Herausforderung bei Naturfotos, so nah wie möglich heranzukommen, ohne die Tiere zu stören. Dies erfordert eine Menge Planung und Überlegungen im Voraus.”

„Da ich die Niedere Veluwe gut kenne, habe ich dort mit Erkundungen begonnen. Ich suchte einen Ort mit einer Straße, die häufig von Schweinen überquert wird. Auf der Suche nach Spuren von Wildschweinen, wie z. B. Abriebstellen an Bäumen, habe ich einige Stellen gefunden. Dann beginnt das Positionieren, bei dem man einfach am Straßenrand sitzt und abwartet, was passiert. Ich sah regelmäßig Autos, die gerade noch vor kreuzenden Wildschweinen bremsen konnten, und dieses Bild, das von den Autoscheinwerfern in der Dunkelheit beleuchtete Wildschwein, war genau das, wonach ich gesucht hatte.”

„Bei vielen meiner anderen Bilder baue ich technische Installationen auf, um die Tiere ein wenig zu lenken. Das sind zum Beispiel Kameraaufstellungen mit Bewegungssensoren, aber auch ein strategisch platzierter Stock, von dem aus ein Eisvogel perfekt eintauchen kann. Bei diesem Foto wollte ich der Natur ihren Lauf lassen und nur als Beobachter auftreten. Das bringt uns direkt zu einer wichtigen Eigenschaft eines Naturfotografen: Geduld.”

„Fünf Abende des Fotografierens sorgten dafür, dass ich mir ein stets besseres Bild von dem möglichen Foto machen konnte. Denn obwohl es mir möglich war, den Standort selbst auszusuchen, bin ich doch von den Faktoren Verkehr und Wildschwein abhängig: Neben Geduld gehört sicher auch Glück dazu. Manchmal drückt man den Auslöser und das Wildschwein läuft einfach nicht gut, oder das Auto ist noch zu weit weg. Schließlich wird meine Geduld belohnt, und ein Wildschwein überquert die Straße, direkt vor einem Auto: Das Foto, das ich im Sinn hatte.”

Jeroen Stel

„Es war eine Herausforderung, manuell zu fokussieren: Selbst mein lichtstarkes Objektiv und meine Kamera waren der nächtlichen Veluwe, die ohne Lichtverschmutzung stockdunkel ist, nicht gewachsen. Da ich nur fokussieren konnte, wenn sich Autos näherten, musste ich schnell reagieren, wenn gleichzeitig ein Wildschwein die Straße überquerte. Ich habe viele Hunderte von Fotos, die von der Komposition her schön sind, aber leider unscharf. Jeden Abend kreuzten Schweine in Kombination mit Autos die Straße, was mir die Möglichkeit gab, verschiedene Blickwinkel auszuprobieren, aber auch das Fokussieren in Sekundenbruchteilen zu üben.”

„Für dieses Foto habe ich ein 70–200-Millimeter-Objektiv verwendet. Ein flexibles, nicht zu schweres oder zu großes Objektiv, mit dem ich schnell reagieren und trotzdem näher herankommen kann. Ich habe die Blende auf 2,8 eingestellt, um das Wildschwein gut zu isolieren. Daher war es besonders wichtig, dass das Wildschwein direkt vor das Auto lief, damit das Auto im Hintergrund nicht zu einem großen Bokeh-Fleck wurde. Eine Verschlusszeit von 1.250 reichte aus, um das Wildschwein einzufrieren, und mit einem ISO-Wert von 4.000 hatte ich gerade genug Licht.”

„Ich habe das Bild auf Augenhöhe des Wildschweins aufgenommen: Das versuche ich bei vielen meiner Fotos. Dies zeigt die Situation aus der Sicht des Tieres, was die Wirkung dieses Fotos für den Betrachter sicherlich erhöhen dürfte.”


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